23.7.20
Sandra Guggisberg - Allrounderin, Energiebündel, Kreativkopf
Die Gründerin der Hundeschule Blickwinkel, Sandra Guggisberg, ist auf einem idyllischen Bauernhof im Kanton Bern gross geworden. Schon seit ihrer Kindheit war sie stets von Tieren umgeben. Auch Hunde gehörten immer dazu. Sandra verbrachte viel Zeit draussen in der Natur und half auch bei der Hofarbeit mit – wenn ihre Mutter sie nett darum bat ;-) .
Was ist deine schönste Kindheitserinnerung mit Tieren?
An Weihnachten hat unsere Hofhündin Cora Welpen geboren und ich durfte mit dabei sein. Dieses Erlebnis prägte mich sehr und war der Grundstein für meine heutige Arbeit.
Magst du auch Katzen?
Ja, ich habe sogar zwei zu Hause. Aber die Beziehung ist nicht so innig wie zu den Hunden.
Tausendsassa
Nach der Ausbildung zur Krankenschwester verschlug es Sandra für den Beruf in die Ostschweiz. Und dort sollte sie auch bis heute bleiben. Sie baute sich nach einer Zweitausbildung ein Standbein als Visagistin und Make-Up-Artist auf und war für grosse, internationale Kunden tätig. Auch war sie engagiert für das emotionale Projekt Herzensbilder. Doch die ganze Scheinwelt der Fashion-Industrie forderte nach mehreren erfolgreichen Jahren ihren Tribut. Sandra merkte, dass ihr etwas ganz Essentielles fehlte.
Um den Sinn in ihrer Arbeit wieder zu finden entschied sie sich, einer lang gehegten Passion nachzugehen. Hunde waren immer ihre Begleiter. Gerade für schwierige Fälle hatte sie ein Händchen. So entschied sie sich, die Ausbildung bei CertoDog zu absolvieren. Anschliessend gelang es ihr, die heutige Hundeschule Blickwinkel aufzubauen. Begleitet und unterstützt wird sie dabei von ihrem Mann Michel und ihren drei Hunden.
Wie hast du dich für deine Hunde entschieden?
Eigentlich hat sich immer mein Mann für die Hunde entschieden. *Lacht * Ich wollte keinen Rassehund, nichts Kleines, nichts Gestromtes, kein Weibchen.... und dann kam Ally. Was soll ich sagen, ich habe mich in ihre Ohren verliebt.
Danach kam Anuk zu uns, ein Notfall-Listenhund von der BullStaff Hilfe. Er hat eine sehr schlimme und turbulente Vergangenheit. Es brauchte eine lange Zeit und sehr viel Geduld um ihn zu Hause zu integrieren.
Als letzte kam Fay in die Familie, natürlich auch von Michel vorgeschlagen. Ich wollte eigentlich einen Tschechoslowakischen Wolfshund. Doch die Liebe auf den ersten Blick siegte auch bei Fay. Die Panikhündin (Maremmano-Hütehund-Mix) verlangte uns einiges ab.
Doch durch all unsere Hunde lernen wir auch jeden Tag neue Sachen dazu.
Was machst du, wenn du mal etwas ohne deine Hunde unternimmst?
Das kommt so gut wie nie vor. Aber wenn, dann besuche ich Freunde und Familie. Aber eigentlich sind die Hunde immer mit dabei.
Was ist deine positivste Eigenschaft?
Ich versuche immer das Beste aus einer Situation oder einem Erlebnis mitzunehmen und das Positive darin zu sehen.
Doch Ausruhen war noch nie Sandras Stärke. Auch die Hundeschule und ihre Angebote entwickelt das Energiebündel stetig weiter.
Welche Vision und Zukunftspläne hast du für die Hundeschule?
Grosse :D Das Nordstern-Projekt, welches ich schon ab und zu erwähnt habe, wird eine tolle Überraschung. Mehr möchte ich noch nicht verraten. Aber man weiss ja nie, es kann sich immer alles ändern.
Die Hundetrainer-Ausbildung ist das eine. Aber wo holst du dir dein grosses Wissen über die Hunde?
Das ist sehr vielfältig. Durch das Beobachten von Hunden, Trainern und Haltern, ich frage viel nach und versuche immer die Situationen und Handlungen zu reflektieren. Ich lese viele, auch kontroverse, Bücher, um mir einen allgemeinen Überblick zu verschaffen und meine eigene Meinung zu bilden. Ich sehe mir auch Videos an, pflege einen offenen Austausch und lerne natürlich viel von meinen eigenen Hunden. Ausserdem nehme ich aus jeder einzelnen Stunde etwas mit.
Du bist so unglaublich aktiv überall. Wo und wie sammelst du deine Energie?
Es fägt eifach! Es bereitet mir grosse Freude, wenn ich sehe, was ich bewirken kann. Und auch die Community, die täglich wächst, beflügelt mich, meine Ideen umzusetzen.
Wo holst du dir deine Ideen?
Ich bin ein kreativer Kopf. Ich lasse mich von allem inspirieren. Und ich probiere gerne neue Sachen aus.
Dass die Hundeschule und ihre Teams Sandra sehr am Herzen liegen, merkt man sofort. Sie kommt aus dem Schwärmen nicht mehr raus, fragt man sie nach ihrem Job. Mit viel Verständnis und Geduld versucht sie immer auf die einzelnen Mensch-Hund-Teams einzugehen und einen individuellen Lösungsweg zu suchen.
Was magst du an deinem Beruf am liebsten?
Wenn die Kunden mit einem Lächeln die Stunde verlassen. Zudem kann ich in meinem Job alles verbinden, was mir wichtig ist - Kreativität, die Arbeit mit den Menschen und Hunden und das konzeptionelle Arbeiten.
Wie schaffst du es, dass du im Unterricht immer so ruhig und souverän bleibst?
Ich schaue immer die Menschen und Hunde als ein Team an. Jeder ist anders und ich versuche mein Wissen auf die Art zu vermitteln, dass es jeder individuell versteht. Fehler macht jeder und da die Fassung zu verlieren, bringt niemandem was. Wichtig ist, den Grund für den Fehler zu analysieren und sich selbst zu reflektieren.
Warum widmest du dein Leben gerade Hunden?
Sie heimers a ta! Früher war ich auch eine Zeit lang Bereiterin. Ich konnte aber nie eine so intensive Beziehung zu einem Pferd aufbauen, wie zu Hunden.
Auch die Leute, die Sandra umgeben finden stets lobende Worte für die kreative Hundeliebhaberin.
„Sandra ist eine sehr geduldige Person, die immer direkt sagt, was sie denkt. So weiss man immer, woran man bei ihr ist. Ich schätze sie sehr als Person mit einer guten Mischung aus Mitgefühl, Ehrlichkeit, Diskretion und Humor.“ Brigitte
Trotz ihres grossen Einsatzes gab es auch schon Fälle im Hundetraining, denen sie nicht gerecht werden konnte. „Das war aber nie verschuldet durch den Hund. Entweder konnte oder wollte der Besitzer nicht mitarbeiten.“
Gibt es den ultimativen Tipp in der Hundeerziehung?
RR - Reflektieren und Ruhe bewahren
Was machen Hundehalter immer wieder falsch?
Sie vermenschlichen die Hunde und sprechen ihnen somit Eigenschaften zu, welche sie nicht haben und nicht erfüllen können.
Was sind Themen, welche immer wieder angefragt werden und wieso denkst du, ist das so?
Leinenführigkeit - dies ist immer ein Kommunikationsproblem zwischen Halter und Hund. Es wird ihm auch selten richtig beigebracht, sondern schon erwartet, dass er es einfach kann.
Kontextspezifisches Lernen - Hunde lernen immer in einem Kontext. Deswegen funktionieren teils Übungen an einem anderen Ort nicht.
Rückruf - Man will schnell zu viel, dann verliert der Begriff für den Hund an Bedeutung
Allgemein kann man sagen, die ersten 3 Jahre sind intensive Arbeit, um den Hund in die heutige Gesellschaft gut zu integrieren. Dennoch bleibt der Lernprozess ein Leben lang bestehen.
Siehst du eine positive Entwicklung was das Verantwortungsbewusstsein bei Hundehaltern angeht?
Phasenweise ja, aber dann gibt es auch immer wieder Enttäuschungen.
Nebst der vielen Arbeit nimmt Sandra sich aber auch immer Zeit für ihr Privatleben. Doch auch dort dürfen die Hunde natürlich auf keinen Fall fehlen.
Was machst du am liebsten mit deinen eigenen Hunden?
Mit Ally trickse ich am liebsten. Anuk ist ein grosser Schmuser und mit Fay beobachte ich gerne die Welt.
Wie belohnst du dich selber nach einem anstrengenden Arbeitstag?
Auf dem Sofa mit den Hunden kuscheln (manchmal ist mein Mann auch dabei ;-) ). Oder wir sitzen gemütlich in unserem Garten und geniessen unser Zuhause.
Wenn du einen Wunsch frei hättest, was wer das?
Im Moment bin ich wunschlos glücklich! Ich habe alles, was ich brauche. Nur mehr Verständnis unter Hundehaltern wäre manchmal schön.
„Ein Hund zu haben in der heutigen Zeit bedeutet viel Arbeit und Verantwortung. Nicht zwingend ist der Hund das Problem, aber die Gesellschaft. Er darf dabei sein, wenn er ruhig ist und alle lieb hat, sollte aber einen Ausschaltknopf haben, sobald er nicht gebraucht wird. Einen Hund zu halten wird enorm unterschätzt. Es ist sehr wichtig eine Balance zwischen Auslastung und Ruhe zu finden.“ Sandra Guggisberg