Arbeitshunde: Trümmersuchhund

Arbeitshunde: Trümmersuchhund

20.1.22

Wenn die Erde bebt oder sonst eine Naturkatastrophe oder eine Explosion über einen Ort hereinbricht, kann dies unendliche Zerstörung für uns bedeuten. Eingestürzte Bauten, Gestein und Schlamm begraben alles unter sich, oft auch Menschen. Um diese Menschen zu finden, werden spezielle Suchteams eingesetzt. In den Trümmern können Hunde Verschüttete aufspüren und anzeigen. Dies erlaubt eine gezielte Bergung möglichst ohne weitere Schäden zu verursachen oder die Verschütteten zu gefährden. 

REDOG

1971 wurde der Freiwilligenverein REDOG gegründet. Sie ist die einzige Organisation in der Schweiz, welche Trümmersuchhunde ausbildet und steht sowohl im In- als auch im Ausland im Einsatz. Rund um die Uhr sind die Teams einsatzbereit, um im Ernstfall auszurücken.

Was ist ein Trümmersuchhund

Die sogenannten Trümmersuchhunde orten lebende Menschen, welche verschüttet wurden. 
Die Geruchswolke, welche sich um die Person bildet, steigt nach oben an die Oberfläche. So können Hunde die menschliche Witterung wahrnehmen und anzeigen. Die Trümmersuche erfordert Geschwindigkeit und Präzision. Denn die verschütteten Menschen brauchen schnellstmöglich Hilfe. Die Hunde sind nur auf Lebendortung ausgebildet. Das heisst, ist ein Mensch bereits tot, geht von ihm ein Leichengeruch aus. Dieser wird von den Leichenspürhund später gefunden. Priorität haben aber natürlich lebende Personen. Hat der Hund eine Spur, zeigt er diese durch bellen an. 

Alle Einsatzteams vor Ort müssen gut zusammenarbeiten. Es zählt jede Sekunde.

Auswahl

Die Hunde werden nicht anhand ihrer Rasse ausgewählt. Auch unterschiedliche Grössen sind bei den Trümmersuchhunden vertreten. Wichtig ist, dass der Hund einen grossen Arbeitswillen und Durchhaltevermögen mitbringt. Er muss körperlich fit und mental belastbar sein. Auch eine gute Sozialisation mit Menschen und Hunden ist unabdingbar. 

Die Hundeführer müssen gerne im Team arbeiten und fit sein. Sie brauchen ein hohes Verantwortungs- und Sicherheitsbewusstsein. In Krisengebieten kann die Arbeit sehr belastend sein. Deswegen unterstützt man sich gegenseitig im Team. Auch Platzangst ist hier fehl am Platz.

Ausbildung

Die ganze Ausbildung wird sehr individuell auf den Hund angepasst. Sie dauert zwischen drei und vier Jahren. Oft beginnt man das Training bereits im Welpenalter. Durch die Ausbildungszeit hindurch absolvieren die Halter und ihre Hunde mehrere Prüfungen und Eignungstests. Am Schluss wartet ein zweitägiger gesamtschweizerischer Einsatztest. Dort warten 9 Suchen a je 20 Minuten auf die Mensch-Hund-Teams. Mindestens eine davon findet nachts statt. Zudem müssen die Teams alle drei Jahre die Einsatzfähigkeit bestätigen. Zusätzlich müssen alle einsatzfähigen Teams jährlich zum Eignungstest antreten. Durch die vielen Kontrollen wird die Qualität der Suchteams bestätigt und es können Lücken geschlossen werden. 

Die Hunde lernen über verschiedene Untergründe zu gehen.

Arbeit

Um immer einsatzbereit zu sein, gehören regelmässige Trainings für Hund und Halter dazu. Bis zu 50 Trainings absolvieren sie im Jahr. Dazu kommen Einsatzübungen, so wie Aus- und Weiterbildungen in technischen Fächern. Das Ganze ist also sehr zeitintensiv!

Kommt es zu einem Ernstfall arbeiten die Teams in der Regel zu dritt. Ein Hund sucht ca. 20 Minuten am Stück. Diese Zeit variiert je nach Begebenheiten und nach Form der Hunde. So kann mit drei Hunden ungefähr eine Stunde am Stück gesucht werden. 
Zeigt der erste Hund an, lässt man oft den zweiten Hund die Anzeige bestätigen. Dann kommen die Techniker und die Hilfsleute vor Ort zum Einsatz. Mit Spezialgeräten können sie in den Trümmerhaufen genauer untersuchen, ob die Anzeige richtig war. 

Von den Hunden wird einiges abverlangt. Nicht nur ist die Nasenarbeit sehr intensiv, sie müssen auch alle Umweltreize (Lärm, viele nervöse Menschen etc.) ausblenden und sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. 

Auf solchen Trümmerhaufen müssen die Hunde sich zurechtfinden und trittsicher agieren.

Je länger das Ereignis her ist, desto mehr schwinden die Chancen noch Überlebende zu finden. Dennoch geben die Teams nicht auf. Und immer wieder geschehen auch Wunder und es können Tage nach der Katastrophe noch lebende Menschen aus dem Chaos gerettet werden. Dennoch kann die Arbeit auch sehr schwer sein, denn vor Ort sind die Leute meist sehr verzweifelt. Für die Hunde ist und bleibt die Suche aber ein Spiel, welches sie für ihr Leben gerne spielen. 

Länder, welche auf Grund ihrer geografischen Lage prädestiniert für Erdbeben sind (z.B. Japan, Türkei), bilden schon seit vielen Jahren ihre eigenen Rettungsteams aus. Die Schweizer Equipe steht im regen Austausch mit ihnen und hilft bei der Ausbildung mit ihrem Know-How. 

Zukünftig wird besonders die moderne Bauweise mit vielen Glasfronten die Arbeit der Trümmersuchhunde erschweren oder gar verhindern. Die Hunde sind zwar trainiert, dass sie über viele Untergründe gehen können, sind trittsicher und wendig. Doch zusammengestürzte Glasfronten bergen ein zu grosses Risiko, dass der Hund sich schwer verletzt, einerseits wegen den Glassplittern, andererseits weil die Oberflächen zu rutschig sind. Der Hund kann sich natürlich bei jedem Einsatz verletzen. Doch ist das Risiko zu gross, gehen die Teams nicht auf das Trümmerfeld, denn die eigene Sicherheit geht vor. Pfotenschutzschuhe werden nicht getragen, da sie dem Hund zu wenig Halt geben und ihn aus der Balance bringen. 

Immer wieder bekommen die Teams die Möglichkeit, auf Abrissgeländen unter möglichst echten Bedingungen zu trainieren.

Pensionierung

Die kräftezehrende Arbeit ist immer eine Herzensangelegenheit für die Halter und der grösste Spass für die Hunde, welche ihre Passion ausleben dürfen. Bis zum zehnten Lebensjahr gehen sie international in den Einsatz und bis zum zwölften Lebensjahr werden sie auch noch im Inland eingesetzt. 

Wir alle hoffen natürlich, dass wir von so einer Katastrophe verschont bleiben. Zu wissen, dass wir aber so engagierte und top ausgebildete Teams haben, die jederzeit einsatzbereit sind, ist von unschätzbarem Wert. Dass Naturkatastrophen auch bei uns in Europa zunehmen, haben wir alle letztes Jahr erlebt. Und auch Erdbeben werden zukünftig weltweit vermehrt erwartet. Mit Hunden wie den Trümmersuchhunden haben wir die besten Partner an unserer Seite, die man sich wünschen kann.