27.1.22
Beschwichtigungssignale
Die wichtigsten Calming Signals, oder auch Beschwichtigungssignale genannt, sollte jeder Hundebesitzer (und noch besser auch Nichthundebesitzer) kennen. Denn nur so kann er das Verhalten eines Hundes richtig einschätzen und deuten. Zur eigentlichen Körpersprache kommen bei jedem Hund ein Repertoire aus diversen Calming Signals dazu. Nicht jeder Hund verwendet die gleichen Signale gleich oft. Es spielt auch eine Rolle, welche Erfolgserlebnisse er mit welchen Zeichen gemacht hat.
Verwendung von Beschwichtigungssignalen
Hunde zeigen in Situationen, welche ihnen nicht ganz geheuer sind, in denen sie sich unsicher fühlen oder in denen für sie zu viel Energie herrscht (positiv und negativ) die Beschwichtigungssignale. Das heisst, sie möchten dadurch Spannungssituationen entschärfe und Konflikte auf eine friedliche Art vermeiden. Hunde vermeiden, wenn immer möglich Auseinandersetzungen, da diese energieraubend sind und auch gefährlich werden könnten. Ökonomisch wie sie von Natur aus sind, versuchen sie deshalb alles, damit es nicht zu einem ernsthaften Konflikt kommt. Da aber viele Menschen, und mittlerweile auch immer mehr Hunde, die Calming Signals aber nicht beachten, sieht ein Hund manchmal keine andere Wahl, seine Strategie zu ändern. Passiert dies häufiger, kann es sein, dass der Hund die Beschwichtigungssignale irgendwann weglässt und sofort in den Konflikt geht. Mit den Calming Signals möchten sie das Gegenüber besänftigen und zeigen, dass der andere nichts zu befürchten hat. Sie zeigen aber auch ihr Unwohlsein.
Trifft man auf einen Hund, der Beschwichtigungssignale zeigt, muss man schauen, wieso er dies tut und entsprechend handeln. Das heisst, mit etwas aufhören oder die Situation verändern, so dass der Hund sich wieder wohlfühlt.
Die wichtigsten Beschwichtigungssignale
Züngeln: So nennt man das über die Nase lecken. Das ist wohl das bekannteste Signal, aber auch das, welches am meisten übersehen wird.
Kopf/Blick abwenden: Dies passiert oft, wenn man einem Hund zu nahe kommt, zum Beispiel, wenn eine fremde Person den Hund streicheln möchte.
Körper abwenden: Wenn der Hund seinen ganzen Körper abwendet, zeigt er eindeutig, dass er nicht interessiert ist an einer Auseinandersetzung.
Hinsetzen/-legen (evt. auf den Rücken): Eine Situation wird dadurch entschleunigt. Der Hund zeigt, wie harmlos und friedlich er ist.
Schnüffeln: Das ist oft bei Hund-Hund-Begegnungen zu beobachten. Mit dem Schnüffeln wird dem entgegenkommenden Hund gezeigt, dass andere Interessen vorherrschen als ein Konflikt. Viele Besitzer ziehen ihre Hunde weiter dann weiter. Doch eigentlich gehört das Schnüffeln zu einer wichtigen Kommunikationssequenz.
Augenschliessen/Blinzeln: Das ist auch wiederum oft im Umgang mit dem Hund zu beobachten, zum Beispiel, wenn die Futterhand zur Bestätigung zu nahe kommt, oder er sich bedrängt fühlt.
Sich klein machen/ Ducken: Diese Geste wird viel als Grundlage mit anderen Signalen verwendet. Fühlt sich ein Hund unwohl oder bedroht, macht er sich klein um das Gegenüber nicht zu provozieren.
Gähnen: Ja, ein Hund kann auch gähnen, weil er müde ist. Aber es kann auch ein Ausdruck von Stress sein, beziehungsweise ein Signal, um das Gegenüber zu besänftigen. Der Hund zeigt, wie entspannt er ist und keine Konfrontation sucht.
Langsamer werden/Stehenbleiben: Auch diese Signale dienen dem Entschleunigen einer Situation. Zum Beispiel, wenn der Besitzer lauter wird, weil er gestresst ist, kommt es vor, dass der Hund ganz langsam läuft, was den Besitzer noch unhaltsamer macht. Der Hund soll sich schliesslich beeilen. Doch eigentlich möchte der Hund genau das Gegenteil bewirken. Er möchte den Besitzer besänftigen.
Kratzen: Kratzen löst die Spannung und signalisiert wieder, dass der Hund entspannt ist und das Gegenüber nicht gestresst sein muss.
Im Bogen aufeinander zu laufen: Das wäre eine freundliche, respektvolle Art sich einem Artgenossen zu nähern. Man zeigt dem anderen, dass man keine direkte Konfrontation sucht. Leider ignorieren das viele Hunde heutzutage und preschen einfach frontal auf andere Hunde zu. Dies kann das Gegenüber sehr überrumpeln und als äusserst konfliktorientiert interpretiert werden.
Vorderkörper tiefstellen: Wird meistens von aussen als Spielaufforderung gesehen, kann aber auch als Beschwichtigung eingesetzt werden.
Urinieren: Dies löst einerseits einen angespannten Körper und signalisiert somit Entspanntheit, andererseits gibt es einem anderen Hund die Möglichkeit die Geruchsmarke auszuchecken, ohne direkt den Hund beschnüffeln zu müssen.
Die Beschwichtigungssignale werden auf ca. 37 geschätzt. Oftmals treten mehrere Signale zusammen oder kurz hintereinander auf. Genaues Hinschauen lohnt sich. Achtet euch mal bei euren Hunden auf folgende Situationen:
- Streicheln als «Belohnung» während der Arbeit
- Begrüssung (Hund-Hund, Hund-Mensch)
- Fremde Person streichelt den Hund
- Man nähert sich dem Körbchen
Gerne kann man solche Situationen auch mal filmen, um sich die Slow Motion anzusehen. Meistens ist man erstaunt, was man alles übersieht. Nehmt die Signale eurer Hunde ernst und versucht etwas weniger in die «Konfrontation» zu gehen und eurem Hund Raum zu geben.