Beisshemmung

Beisshemmung

21.4.22

Welpen werden oft «liebevoll» Haifische im Schafspelz genannt. Denn nicht selten kommt es vor, dass sie alles anknabbern und anbeissen, was ihnen in die Quere kommt. Da ist es egal, ob es sich dabei um Schuhe handelt oder um die Finger des Besitzers. Solange die Hunde klein sind, wird das oft sehr lange toleriert. Sind sie aber etwas grösser, ist das ganze plötzlich gar nicht mehr so lustig. Denn besonders bei grösseren Hunden, kann es schnell zu Verletzungen führen, wenn der Hund zubeisst. 

Deswegen ist es unerlässlich, dass ein Hund eine gute Beisshemmung entwickelt. Mit Beisshemmung ist nicht gemeint, dass der Hund lernt, nie zuzubeissen, sondern er lernt, die Intensität des Zubeissens zu kontrollieren und Situationsabhängig abgestuft einzusetzen. 

Ein Hund, der in einem Wurf aufwächst, lernt bereits in den ersten Wochen im Umgang mit seinen Wurfgeschwistern und der Mutterhündin, was Beisshemmung ist. Im Spiel packen sich die Kleinen schon mal gegenseitig. Beisst einer zu fest zu, schreit der andere auf oder wehrt sich vehement. Das zeigt, dass der Biss definitiv unangebracht und zu fest war. Durch solche Erfahrungen lernen die Hunde schon von Welpen an, ihre Beisskraft zu dosieren. 

Die Menschenhaut ist noch empfindlicher als die der Hunde. Daher ist es für den Hund noch einmal etwas anderes, wenn er uns zwickt. Generell sollte man Welpen nicht zubeissen lassen. Das muss dem Welpen schnellstmöglich abgewöhnt werden. Hier ist das Stichwort Konsequenz. Was man nicht will, was ein Hund im Erwachsenenalter tut, soll man ihm bereits im Welpenalter nicht erlauben. Welpen haben ein erhöhtes Kaubedürfnis. Hier müssen ihm Alternativen angeboten werden. Denn der Mensch ist nicht als Kauutensil geeignet. Auch dass als Spielzeug oft die Hände angeboten werden, ist nicht gerade förderlich. Natürlich wird der Welpe versuchen danach zu schnappen. Etabliert sich das als «Spiel», kann das eines Tages unangenehme Konsequenzen haben. Also benutzt man lieber ein echtes Spielzeug, um mit dem Hund zu spielen. 

Dreht ein Welpe schnell hoch und wird übermütig, muss man ihm die Chance geben, wieder herunterzufahren, damit er lernen kann, welches Verhalten angebracht ist. Artet ein Spiel aus, sollte es unterbrochen werden. So lernt ein Welpe seine Energie zu dosieren. Auch wenn ein Welpe zu fest zwickt, wird das Spiel unterbrochen. Man wartet ruhig ab, bis der Kleine sich beruhigt hat. Bei reizempfänglichen Hunden sind wilde Raufspiele nicht zu empfehlen. 

Gerade im Umgang mit Kindern gilt eine Null-Toleranz-Grenze. Hunde müssen von Anfang an lernen, dass Kinder nicht gezwickt werden. Nicht, wenn sie mit den Händen fuchteln, nicht wenn sie davon laufen oder wenn sie etwas essbares in der Hand halten. Hier sind die Eltern in der Verantwortung. Die Kinder sollten sich auf keinen Fall alleine wehren müssen. Das kann ein Hund nur noch anspornen. Kinder müssen Regeln im Umgang mit dem Hund lernen, andersherum aber genauso. 

Bei Hunden untereinander kommt das Maul oft zum Einsatz. Sei es in Rangeleien oder auch im Spiel. Meist sieht es von aussen gefährlicher aus, als es ist. Aber dennoch ist es wichtig, dass ein Hund gelernt hat, wann genug ist und die Grenzen des Gegenübers auch respektiert. Gerade Hunde, die einen anderen Körperbau oder eine andere Grösse haben, müssen aufeinander achtgeben. Hat ein Schäferhund keine gute Beisshemmung und spielt mit einem Chihuahua ist jedem klar, dass das nicht gut ausgehen kann. 

Es gibt Rassen, wie zum Beispiel der Labrador Retriever, der normalerweise ein sehr sanftes Maul hat. Das heisst, dass er in der Regel Dinge sehr behutsam ins Maul nimmt. Das macht er, da er darauf gezüchtet wurde, Wild zu apportieren, ohne dieses zu verletzen. 

Ein Hund muss also lernen, wann er wie fest zubeissen kann. Es spricht nichts dagegen, wenn er mal in einen Ball beisst oder in ein Plüschtier. Er muss allerdings lernen, dass es bei Menschen und auch anderen Lebewesen eine Schmerzgrenze gibt. Ist man konsequent in der Erziehung, ist das Problem aber schnell in den Griff zu bekommen. Aber Achtung, auch Hunde, die eine gute Beisshemmung haben, beissen richtig zu, wenn es die Situation erfordert. Die Beisshemmung schützt lediglich davor, dass der Hund unkontrolliert in alles ohne Dosierung hineinbeisst und nicht zwischen Spiel und Ernst unterscheidet.