11.2.21
Die Hundenase
Der Ruf der Hundenase eilt ihr meilenweit voraus. Es ist aber auch wirklich fantastisch, was dieses Hochleistungsorgan alles leisten kann. Wenn man versteht, wie die Nase des Hundes funktioniert, ist man dem Verständnis gegenüber dem Verhalten der Hunde um einen grossen Schritt näher.
So wie wir die Welt mit unseren Augen betrachten und wahrnehmen, «sehen» die Hunde ihre Welt mit der Nase. Somit zählt das Riechen zu den wichtigsten Sinneswahrnehmungen für den Hund. Um dies zu verdeutlichen, macht man oft die Analogie zwischen Riech- und Sehvermögen. Wenn die Augen unsere Nase wären, kann das, was wir auf 700 Meter sehen, der Hund auf 5000 Kilometer sehen.
Anatomie
Die Nase des Hundes ist sehr klug konzipiert. Der langgezogene Gang des Atemorgans ist mit einer Drüsenschicht ausgekleidet, die die Nase ständig befeuchtet. Durch die Nasenmuscheln wir die Oberfläche, welche mit Rezeptoren besetzt ist, noch zusätzlich vergrössert. Die Riechschleimhaut des Hundes misst bis zu 200 cm2 (Mensch ca. 5 cm2). So besitzt der Hund bis zu 300 Millionen Riechzellen. Im Vergleich dazu hat der Mensch lediglich ca. 20 Millionen, und das ist bereits hoch geschätzt. Diese Tatsache erklärt, weshalb Hunde mit normal langen Nasen besser riechen als Hunde mit platten Nasen. Die Schleimhäute sind einfach viel grösser.
Die Rezeptoren nehmen die eingeatmeten Geruchspartikel auf und senden diese über den Riechnerv ins Riechhirn. Der sogenannte Riechkoben befindet sich im Grosshirn. Dieser ist ca. zehnmal grösser als beim Menschen. Er verarbeitet die aufgenommenen Gerüche und wertet diese in Rekordzeit aus.
Der Hund kann ca. 1 Million Gerüche unterscheiden, der Mensch lediglich ca. 10'000.
Die Nasengänge arbeiten links und rechts unabhängig voneinander. Dies ermöglicht dem Hund die genaue Lokalisation eines Geruchs und kann mehrere Fährten gleichzeitig verfolgen.
Dies reicht aber noch nicht, um den absoluten Superschnüffler aus unseren Hunden zu machen. Er besitzt nämlich zusätzlich noch ein weiteres Riechorgan, welches sich hinter den Schneidezähnen befindet. Das sogenannte Jacobson’sche Organ nimmt Pheromone wahr, welche von Lebewesen ausgeschüttet werden. Somit kann der Hund zum Beispiel das Alter, Geschlecht und die Stimmung von anderen Hunden anhand derer Pheromone erkennen, letzteres immer aber auch in Kombination mit dem Beobachten der Körpersprache. Man sagt umgangssprachlich oft, dass der Hund die Angst des Menschen riechen kann. Indirekt gesehen stimmt das auch. Er nimmt den veränderten Geruch des Menschen wahr. Denn bei Gefühlen wie Freude, Angst oder Traurigkeit ändern sich die Zusammensetzung unserer Geruchsstoffe, welche wir permanent ausschütten.
Gerade bei Sucharbeiten kann man beobachten, wie der Hund manchmal den Fang ruckartig zuklappt. Damit schleudert er die aufgenommene Luft gegen den Gaumen, damit das Jacobson'sche Organ die Duftpartikel besser aufnehmen kann.
Die Hundenase kann aber nicht nur fantastisch gut Gerüche wahrnehmen und identifizieren, sie nimmt auch Wärme wahr. Dies ergänz das räumliche Bild, das sich der Hund durch seine Nase machen kann.
Die Farben der Hundenasen könne zwar variieren, jedoch sind die meisten schwarz pigmentiert. Je heller die Hundenase ist, desto anfälliger ist sie für Sonnenbrand, weil sie, wie unsere Haut, dann nicht geschützt und gleichzeitig sehr exponiert ist.
Funktion
Ein Hund kann bis zu 300-mal in der Minute einatmen beim Schnüffeln. Er saugt so in kurzen Atemzügen die Luft ein. Dadurch ermüden die Riechzellen nicht so schnell. Die seitlichen Schlitze an der Nase ermöglichen es dem Hund, die Luft so auszuatmen, dass die eingeatmeten Partikel nicht ausgestossen werden. Die Ausatemluft mischt sich somit nicht mit der Luft, welche eingeatmet wird. Die Duftmoleküle bleiben also unverdünnt in der Nase hängen. So verliert der Hund die Spur nicht. Durch die herrschende Feuchtigkeit in der Nase werden die Duftmoleküle mit den Rezeptoren verbunden und aufgenommen.
Mythos
Es hält sich hartnäckig der Mythos, dass eine trockene Hundenase eine Krankheit beim Hund anzeigt. Es gibt allerdings ganz verschiedene Ursachen dafür. Und nicht immer ist etwas Schlimmes zu befürchten.
Möglich Ursachen können u.a. sein:
- Heizungsluft
- Sonnenbrand
- Flüssigkeitsmangel
- Körperliche Belastung
- Schlaf (weil der Hund sich nicht dauernd über die Nase leckt, was die Nase zusätzlich befeuchtet)
Eine trockene Hundenase ist also kein sicheres Indiz für eine Krankheit. In Kombination mit anderen Symptomen wie Erbrechen, Fieber oder Durchfall könnte es allerdings ein Zeichen sein.
Hunde können mehr als 3 Meter unter der Erde eine Duftspur noch wahrnehmen.
Gesunde Hundenase
Eine gesunde Hundenase ist feucht und kalt. Gewisse Schwankungen sind aber normal. Sorgen sollte man sich hingegen machen, wenn sie immer trocken und heiss ist. Oder wenn länger Sekret austritt, die Nase blutet, sich Krusten oder Risse bilden oder wenn sich die Farbe stark verändert.
Die Nase ist unglaublich wichtig für unsere lieben Vierbeiner. Sie orientieren sich anhand ihres Geruchsinns und bauen sich so ihre Welt. Deswegen überrascht es nicht, dass ein Verlust des Riechsinns für den Hund noch viel schlimmer ist als für uns Menschen. Es kann zu starken Wesensveränderungen wie Lustlosigkeit und Apathie kommen. Sie können die Umgebung nicht mehr gleich wahrnehmen.
Ranking der besten Spürnasen
Wie bereits erwähnt gibt es auch unter den verschiedenen Hunderassen doch noch grosse Unterschiede, was ihre Riechleistung angeht. Man kann davon ausgehen, dass wenn ein Hund eine normal geformte Nase hat, er auch anständig riecht. Hier liste ich euch die Hunde auf, welche bekannt sind für ihre tollen Spürnasen. Natürlich ist diese Liste nicht abschliessend.
Die absolute Nummer eins ist der Bloodhound. Mit 300 Millionen Riechzellen ist er der Hund, der am besten riecht. Kein Wunder, dass er besonders geschätzt wird für jegliche Sucharbeiten. Ihm dicht auf den Fersen sind Rassen wie der Deutsche Schäfer und der Malinois. Aber besonders auch Jagdhunde wie der Beagle, der Labrador Retriever, der Deutsch Kurzhaar oder der Pointer darf man nicht unterschätzen.
Einsatz der Hundenase in der Menschenwelt
Der Mensch wäre nicht der Mensch, wenn er sich nicht die grandiosen Eigenschaften der Hundenase zu Nutze machen würde. Heute wird in den unterschiedlichsten Bereichen die feine Nase eingesetzt.
Polizei: Die Polizei bildet schon seit langem Diensthunde aus. Aber nicht nur Schutzhund, sondern auch Spürhunde unter anderem für Sprengstoff, Geld und Drogen. Diese werden auch am Zoll eingesetzt und konnten so schon manchen Täter stellen. Am Zoll werden auch Hunde eingesetzt, die darauf spezialisiert sind, Tiere zu finden. Denn der Schmuggel mit illegalen Tierarten (lebendig oder tot) boomt leider immer noch. Ausgebildete Hunde riechen sogar in Alkohol eingelegte Schlangenhäute in versiegelten Flaschen, welche in Koffern verpackt sind.
Rettung: Hierzu zählen Lawinenhunde, welche schon manchen Wintersportler aus den Schneemassen gerettet haben. Aber auch Flächensuchhunde, Trümmerhunde und Fährtensuchhunde werden regelmässig eingesetzt. Oft sind die Hunde in verschiedenen Geländen einsetzbar.
Hunde können im Schnee bis zu 8 Meter in die Tiefe riechen. So finden sie auch Personen, die tief in Lawinen verschüttet wurden.
Gesundheit: Wie bereits erwähnt, können Hunde unsere Ausdünstungen riechen. Sie können auch darauf trainiert werden, bestimmte Veränderungen in der Zusammensetzung durch Bellen oder Stupsen anzuzeigen. Dies kommt zum Beispiel Diabetikern oder Epileptikern zugute. Der Hund zeigt eine Unterzuckerung an, bevor der Mensch es selber spürt. So kann frühzeitig eingegriffen werden. Solche Assistenzhunde bringen den Betroffenen enorm viel Lebensqualität zurück. Dieses Warnsystem funktioniert auch in der Nacht. Der Hund wacht auf, sobald sein Gehirn die Veränderung registriert.
In den letzten Jahren hat man damit begonnen, Hunde auszubilden, welche Krebs anzeigen können. Die Methode steckt noch in den Kinderschuhen. Die Ergebnisse sind aber mit 80-90% Trefferquote sehr erfolgsversprechend. Auch Allergiker nutzen die ausgeklügelte Hundenase immer öfter. Gerade bei gefährlichen Allergien, welche heftige Reaktionen auslösen, wie zum Beispiel die Erstickungsgefahr bei Nuss-Allergiker, lohnt es sich durchaus, einen Assistenzhund an der Seite zu haben. Die Hunde nehmen schon kleinste Spuren des Allergens wahr und warnen den Menschen vor der Einnahme.
Auslastung
Da Schnüffeln etwas so Natürliches für unsere Hunde ist, können wir es gut in den Alltag einbauen, um unsere Hunde artgerecht auszulasten.
- Mantrailing
- Futtersuche
- Gegenstandsuche
- Eigenen Gegenstand identifizieren
- Schnüffelteppich
- Wühlkiste
- Futteranzeige
Dies sind nur wenige Vorschläge, wie die Hunde ihre Nase gezielt einsetzten können. Man sollte sich bewusst sein, dass Nasenarbeit sehr viel Konzentration erfordert. Hunde ermüden sehr schnell bei intensiver Nasenarbeit. Aus diesem Grund sollte man den Hund auch nicht überfordern. Es ist aber eine wunderbare Beschäftigungsmöglichkeit.