Der Kreuzbandriss beim Hund

Der Kreuzbandriss beim Hund

2.6.22

Die Funktion des Kreuzbandes beim Hundeknie

Die Stabilität eines Knies wird hauptsächlich von folgenden Bändern gegeben, den zwei Seitenbänder und dem vorderen und hinteren Kreuzband. Die beiden Kreuzbänder verhindern eine starke Verdrehung und Überstreckung des Knies, sowie das Vorwärtsgleiten des Unterschenkels. Wie der Name bereits sagt, verlaufen die Kreuzbänder im Knie über Kreuz. Das eine von links oben nach rechts unten und das andere von rechts oben nach links unten.

Wie kommt es zu einem Kreuzbandriss?

Ein Kreuzbandriss entsteht vielfach durch Abnutzung. Beim normalen Bewegungsablauf wirkt permanent eine Kraft auf das vordere Kreuzband, welches auch meistens betroffen ist. Stück für Stück weisen sich immer mehr Teilrisse auf, bis es zum kompletten Riss kommt. Weitere Gründe sind degenerative Gelenkserkrankungen, Durchblutungsstörungen oder Fehlstellungen im Bewegungsapparat. Weist ein Hund eine zu steile Winkelung der Hinterhand auf, kommt es durch die erhöhte Krafteinwirkung schneller zu einem Kreuzbandriss. Auch Übergewicht, Alter, sportlich aktive oder grosse und schwere Rassen haben einen Einfluss. Sicherlich kann ein Kreuzband auch unfallbedingt reissen, jedoch ist das Band meistens vorher schon geschwächt. Somit reicht meist springen in unebenem Gelände.

Nach der OP

Leider kommt ein Unglück selten allein. Hat ein Hund bereits einen Kreuzbandriss erlitten, reisst häufig auch das Kreuzband im anderen Knie. Denn Überbelastung oder Degenerationen sind selten einseitig. Der Kreuzbandriss ist einer der häufigsten Ursachen für einen orthopädischen Eingriff.

Zeigt der Hund bestimmte Symptome, die darauf hinweisen können?

Ist ein Teilriss entstanden, zeigt sich eine leichte Lahmheit, welche auch wieder verschwinden kann. Ein Hinweis für einen Teilriss kann auch ein wechselndes Muster von schmerzfreiem laufen zu einer Lahmheit sein. Besteht ein kompletter Kreuzbandriss kann man eine deutliche Lahmheit erkennen. Das betroffene Bein wird stark oder sogar komplett entlastet. Ein typisches Merkmal ist auch das seitliche Ausstrecken des Beines beim Sitzen. Das Kniegelenk ist ausserdem warm und geschwollen.

Merkt man eine Lahmheit beim Hund sollte dies möglichst rasch abgeklärt werden. Wird ein Kreuzbandriss nicht behandelt, kommt es automatisch zu Abnutzungen und Arthrose.

Rollstuhl

Wie wird ein Kreuzbandriss diagnostiziert?

Der Tierarzt hat aufgrund des Vorberichtes und der Symptome meist einen Verdacht auf einen Kreuzbandriss. Bei der orthopädischen Untersuchung wird häufig der Schubladentest angewendet, dabei liegt der Hund auf der Seite mit dem betroffenen Bein oben. Kann der Tierarzt den Oberschenkel gegen den Unterschenkel schieben, kann man von einem Kreuzbandriss ausgehen.

Ein weiterer Test wäre der Tibiakompressionstest, dieser eignet sich für muskulöse Hunde. Man hält dabei den Oberschenkel fest und streckt das Kniegelenk. Nun wird das Sprunggelenk gebeugt. Schiebt sich der Kopf des Schienbeins vor, bestätigt dies den Verdacht.

Kann keine eindeutige Diagnose gestellt werden, werden Röntgenbilder, ein MRT oder ein CT gemacht. Einige führen sogar eine Arthroskopie des Gelenkes durch.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und was macht Sinn?

Bei kleineren und leichteren Hunden werden oft diese zwei Varianten gewählt:

Beim intraartikulären Faszienbandersatz wird aus dem Oberschenkel ein Stück Bindegewebe entnommen dies wird als Ersatz für das gerissene Kreuzband verwendet. 

Bei der extrakapsulären Bandersatztechnik werden künstliche Bänder eingesetzt welche aussen an der Gelenkskapsel befestigt werden, um das Kniegelenk wieder zu stabilisieren. 
Bei grossen Hunden empfiehlt sich eine stabilere Methode:
TPLO = Tibia Plateau Leveling Osteotomie
Bei dieser Technik wird der kraniale Anteil am Schienbein durchgesägt, in den gewünschten Winkel gedreht und mittels einer patentierten Platte wieder fixiert. Die Biomechanik des Kniegelenkes wird dabei verändert und gewährleistet wieder die gewünschte Stabilität. Das Kreuzband wird überflüssig.

TPLO


TTA = Tibial Tuberosity Advancement

Auch bei dieser Technik wird die Biomechanik im Knie geändert und das Implantat gibt die gewünschte Stabilität im Knie.
Sinnvoll ist es den Hund operativ behandeln zu lassen, denn aufgrund der stetigen Zugbelastung im Knie, kann das Kreuzband nicht mehr zusammenwachsen.

TTA

Wie stehen die Heilungschancen?

Die Heilungschancen sind von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Wurde der Kreuzbandriss schnell diagnostiziert und operiert? Wie fest ist das Kniegelenk bereits geschädigt? Wurde der Hund während der Erholungszeit geschont? Hat man eine Therapie zum Muskelaufbau gemacht?

Handelt man schnell und hält sich nach der OP an den Therapieplan, stehen die Chancen gut, dass der Hund wieder schmerzfrei laufen kann. Je länger man abwartet, desto stärker wird das Kniegelenkt beschädigt. Denn Arthrose kann nicht mehr Rückgängig gemacht werden.

Hunde, welche eine TPLO oder TTA Operation hatten, sind recht schnell wieder auf den Beinen. Mehrheitlich wird eine Schonzeit von zirka 6 Wochen empfohlen, danach ist das Gelenk wieder komplett belastbar. Eine Heilungsdauer von bis zu 10 Wochen muss bei einem Eingriff mit einem Faszienband oder künstlichem Band gerechnet werden. Ob eine Heilungschance ohne Operation besteht, ist unklar, denn das Knie bleibt instabil.

Tragehilfe

Nach einer Operation sollte der Hund geschont werden. Die verschriebenen Medikamente helfen im Heilungsprozess damit der Hund schmerzfrei sein kann. Man kann verschiedene Hilfsmittel verwenden, z.B. einen Halskragen oder genähte Hosen, damit der Hund nicht an der Wunde lecken kann. Wenn ein Hund beide Kreuzbänder operiert hat, empfiehlt sich ein Hunderollstuhl oder eine Hilfstrage, um ihn möglichst gut zu Unterstützen.

Der Besitzer erhält einen Therapieplan. Als Beispiel:
1-3 Woche: 3-mal täglich kurze und kontrollierte Spaziergänge an der Leine (um das Geschäft zu erledigen). Die Dauer liegt zwischen 5-10 min und das Treppenlaufen sollte unbedingt geführt sein.
4-6 Woche: die 3-mal täglichen Spaziergänge können bis auf 20 min ausgedehnt werden, jedoch immer noch an der Leine. Treppenlaufen darf der Hund selbständig, sofern er dabei nicht springt. Nach der 6. Woche wird ein Kontrollröntgen durchgeführt. Wichtig ist die komplette Gelenkbeweglichkeit des Kniegelenkes durch passives Bewegen wieder herzustellen. Auch Massagen und Dehnen unterstützen die Heilungsphase.

Wundheilung


Danach wird vermehrt an Konditions- und Muskelaufbau gearbeitet. Dreimal täglich 40 min Spaziergänge, optimal an der Leine und kontrolliertem Freilauf. Hier ist es ratsam sich Tipps von Physiotherapeuten zu holen. Empfehlenswert ist auch das Unterwasserlaufband oder das Schwimmen, dabei werden die Muskeln beansprucht und die Gelenke geschont. Diverse Übungen können für den Aufbau zu Hause angewendet werden, einige davon wären: Slalom laufen, Sitz-Steh, Pfoten heben, isometrische Übungen, Treppensteigen, im kniehohen Wasser laufen. Der Muskelaufbau ist enorm wichtig, um die Gelenke wieder optimal zu unterstützen, es gibt auch diverse Knorpelaufbaupräparate die zugefüttert werden können.

Physiotherapie

Vorbeugen ist besser als heilen!

Die Zucht hat einen grossen Einfluss auf den gesamten Bewegungsapparat. Sind die Winkelungen optimal, hat der Hund einen guten Start in ein beschwerdefreies Leben.
In der Wachstumsphase ist der Hundehalter verantwortlich seinen Hund ausgewogen zu ernähren um das Gewicht angemessen zu halten. Aber auch beim ausgewachsenen Hund, sollte man auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Fütterung achten. Ein weiterer Schritt ist die altersgerechte Auslastung. Hunde sollten erst nachdem die Wachstumsfugen komplett geschlossen sind, sportlich geführt werden. Auch unnatürliche oder starke Belastungen sollten vermieden werden.
Ist der Hund gut bemuskelt, werden seine Gelenke auf Grund besserer Stabilität besser entlastet.

Welche Kosten kommen auf den Tierhalter zu?

Es ist schwierig genaue Zahlen zu nennen, das ist abhängig von der Operationsmethode und welche Therapien und Nachbehandlungen der Hund zusätzlich braucht.

Fazit

Wenn ein Hund einen Kreuzbandriss erleidet, bereitet ihm das beträchtliche Schmerzen. Bleibt die Verletzung unbehandelt führt dies zu schwerer Arthrose und chronischen Schmerzen im Kniegelenk, was wiederum die Lebensqualität des Hundes stark einschränkt. Darum ist es wichtig jede Lahmheit dem Tierarzt vorzustellen.

Quelle: Shutterstock.com