6.1.22
Sozialisation
Ein Hund sollte gut sozialisiert sein. Doch was bedeutet das eigentlich? Nicht jeder Hundehalter hat hierzu die gleiche Meinung. In unserer Gesellschaft verlangt man viel von unseren Hunden. Dies wurde bereits in mehreren Blogs thematisiert. Verschiedene Rassen und verschiedene Lebensgeschichten der Hunde bringen unterschiedliche Voraussetzungen für die Sozialisation mit sich. Doch jeder Hund kann mit dem richtigen Training ein Stück weit sozialisiert werden.
Begriff Sozialisation
Ist ein Hund «gut sozialisiert», hat er gelernt, mit der Umwelt angemessen umzugehen und zu kommunizieren, das gilt für andere Hund aber auch für Menschen. Er hat gelernt Signale der Kommunikation richtig zu deuten und souverän darauf zu reagieren. Er geht weitestgehend angstfrei durch das Leben. Das alles macht ihn zu einem tollen Alltagsbegleiter, der nicht aneckt und keine Probleme macht. Ist der Hund gesund, kann man durchaus auch etwas von ihm verlangen. Er kann lernen, bestimmte Situationen, auch wenn diese etwas unangenehm sind, auszuhalten. Diese Situationen sollten natürlich nicht die Regel sein. Hingegen sollten wir auch dem Hund gegenüber fair sein und nicht Dinge von ihm verlangen, die er nie gelernt hat. Auch ein Hund darf mal überfordert sein und dies zeigen. Es ist dann an uns Menschen, das frühzeitig zu erkennen und ihm durch oder aus der Situation zu helfen. Dies schafft Vertrauen in den Menschen und stärkt die Bindung.
Beginn
Die Sozialisation beginnt, sobald der Welpe auf der Welt ist. Er lernt die Umwelt kennen. Vielleicht Menschen, vielleicht andere Hund oder artfremde Tiere, vielleicht verschiedene Geräusche und Umgebungen. Viele Züchter legen heute viel Wert darauf, dass der Welpe schon bei ihnen im sicheren Rahmen viel kennenlernen darf. Je mehr der kleine Hund schon kennt, desto weniger überfordert ist er später im Alltag. Viel lernen die Welpen von den Elterntieren, weshalb beim Kauf eines Welpen darauf zu achten ist, wie gut diese sozialisiert sind. Zwischen der vierten und der zwanzigsten Lebenswoche sind Hunde besonders aufnahmefähig für Reize. In dieser Prägungsphase kennengelernte Reize und Situationen werden nachhaltig gespeichert. Das gilt für positive, als auch für negative Erfahrungen. Viele Hundehalter wissen um die kritische Phase und machen sich einen Plan, was der Hund alles kennenlernen soll. Leider wird der gut gemeinte Zeitplan oft aber zum Grauen des Hundes. Denn sie werden regelrecht zugeballert mit neuen Informationen, Situationen und Reizen. Was einst gut gemeint war, endet dann oft in einem überreizten Hund, der nur noch nervös ist und sehr schlecht mit neuen Situationen umgehen kann. Weniger ist mehr! Denn es ist nicht so, dass ein Hund nach dieser Prägungsphase keine neuen Sachen mehr lernt, im Gegenteil. Wichtig ist viel mehr, dass der Hund grundlegend lernt, positiv in neue Situationen zu gehen, seinem Menschen zu vertrauen und zu generalisieren.
Schwerpunkte
Jeder Hund braucht andere Schwerpunkte, was die Sozialisation betrifft. Natürlich schadet es nicht, wenn der Hund breitgefächert Erfahrungen machen kann. Aber ein Hund, der immer auf dem Land sein wird, muss nicht schwerpunktmässig in der Stadt an des Tramfahren oder an die Grossstadthektik gewöhnt werden. Es gibt auch immer Dinge, die dem Hund einfacher fallen als anderen. Darauf kann man aufbauen. Viel Zeit und Ruhe sind immer wichtig. Der Hund lernt viel durch beobachten. Wenn der Hund lernt, in neunen Situationen aufgeschlossen und ruhig zu bleiben, wird ihn das später unterstützen, wenn er in unbekannte Situationen gerät. Schwerpunkte sollten auf Situationen gelegt werden, welche dem Hund später immer wieder begegnen.
Artgenossen
Ein wichtiger Teil ist es sicher, den Hund mit Artgenossen zu sozialisieren. Die meisten Hunde treffen, bevor sie die Aufzuchtstätte verlassen, nur Hund der eigenen Rasse. Da das Hundeaussehen aber variiert, ist es wichtig, dass Hunde auch andere Rassen und deren Kommunikationseigenheiten kennen lernen. Dies fruchtet aber nur, wenn Hundebegegnungen kontrolliert geschehen. Hunde sollten auf keinen Fall einfach auf jeden Hund losgelassen werden. Das Temperament und das Verhältnis müssen stimmen. Auch grosse und kleine Hunde können wunderbar miteinander kommunizieren. Die Kommunikation muss aber ausgewogen sein. Bevor Hunde also zusammengelassen werden, sollte man klären, wie der andere Hund tickt, und was die jeweiligen Bedürfnisse sind. Auch mal keinen Kontakt zu einem anderen Hund zu haben gehört genauso zur Sozialisation. Ansonsten entsteht schnell eine Erwartungshaltung, die in Frust umschlägt, wenn sie nicht erfüllt wird.
Menschen
Auf Menschen treffen alle Hunde früher oder später. Deswegen ist es notwendig, dass Hunde lernen, die Kommunikation des Menschen richtig zu deuten. Auch unbekannte Bewegungsmuster (z.B. hinkender Mensch oder wackelige Kinder), Staturen aller Art oder spezielle Kleidungen (z.B. Hut oder Kapuze) müssen Hunde kennen lernen, damit sie diese richtig einordnen können.
Alltagshelden
Bei uns wird in der Gruppe der Alltagshelden genau das Thema der Sozialisation grossgeschrieben. Die Hunde und ihre Halter lernen sich in verschiedenen Situationen richtig zu verhalten. Umgebungen und Reize werden positiv verknüpft und ruhiges Verhalten gefördert. Ein gut sozialisierter Hund kommt gut in seiner Umwelt zurecht und die Umwelt auch mit ihm. Dies ist für alle Seiten stressfrei und muss das Ziel jeder Hundeerziehung sein. Sozialisation beginnt früh und endet nie. Immer wieder können unbekannte Situationen auftauchen. Davor muss man seinen Hund nicht schützen. Denn hat ein Hund mal gelernt, dass das kein Weltuntergang ist, wird er angemessen reagieren können.