17.6.21
Jagdkontrolltraining
Seitdem der Mensch Hunde domestiziert, hat er immer mehr Rassen herausgezüchtet und die Eigenschaften so selektioniert, dass sie einem bestimmten Zweck dienen. Anfangs waren die meisten als Wach- und/oder Jagdhunde im Einsatz. Deswegen verwundert es nicht, dass viele Hunde noch ein gewisses Mass an Jagdtrieb in ihren Genen bunkern. Das muss nicht bedeuten, dass jeder Hund auf und davon ist, wenn er eine Fährte riecht. Man darf den Instinkt aber auch nicht unterschätzen.
Die Jagdhunde unterscheiden sich sehr in ihrer Art zu jagen. Auch hier spielt die Zucht eine grosse Rolle. Generell werden die Jagdhunde in folgende Kategorien eingeteilt:
- Vorstehhunde (z.B. Weimaraner, Münsterländer, Setter)
- Erdhunde (z.B. Border Terrier, Jack Russel Terrier, Dachshund)
- Stöberhunde (z.B. Spaniel, Kooikerhondje, Deutscher Wachtelhund)
- Laufhunde (z.B. Beagle, Bracke, Bloodhound)
- Apportierhunde (alle Retriever)
Was viele nicht wissen ist, dass Hütehunde, wie zum Beispiel der Border Collie, ebenfalls eine Art Jagdsequenz zeigen, wenn sie die Tiere hüten und treiben. Bei ihnen wurde lediglich die letzte Jagdsequenz weggezüchtet.
Training
Der Jagdinstinkt ist genetisch bedingt und kann daher nicht wegtrainiert werden. Man kann aber durchaus den Hund dazu bringen, dass er lenkbar wird. Je früher man mit dem Training beginnt, desto besser. Wenn einem Hund von klein auf beigebracht wird, sich am Menschen zu orientieren und nicht selbständig Entscheidungen zu treffen, dann kann man den Hund gut dazu bringen, dass er führbar wird.
Das A und O ist die liebe Konsequenz. Wie bei jedem Hundetraining ist es unabdingbar, dass man eine klare Linie hat, an der sich der Hund orientieren kann. Dies ist beim Jagdkontroll-Training nicht anders. Trainingssituationen gibt es täglich genug.
Wichtig ist es, seinen Hund einschätzen zu können und Hinweise auf ein vorjagdliches Verhalten bereits im Ansatz zu erkennen, um zu reagieren, bevor es zu spät ist. So kann man den Hund für sein Verhalten belohnen, bevor er ins Jagen kommt.
Tipp von Brigitte: Beim Abruf von jagdlichen Ambitionen sollte man keine feste Position (z.B. Sitz) vom Hund verlangen. Das könnte sonst zu sehr grossem Frust führen.
Was in erster Linie funktionieren sollte, ist der Rückruf. Kann man seinen Hund aus allen Situationen abrufen, schützt man nicht nur andere Tiere, sondern auch den eigenen Hund.
Weiter gehört die Desensibilisierung auf Bewegungsreize dazu. Stürmt der Hund jedes Mal los, wenn sich etwas bewegt (z.B. ein Ball), wird er auch einem Tier hinterherrennen, wenn er es nicht anders lernt.
Wie bereits erwähnt, sollte der Hund sich am Besitzer orientieren. Wenn der Hund einen jagdlichen Reiz verspürt, soll er von sich aus sich zum Menschen rückorientieren und abfragen. So lernt er, nicht allein zu entscheiden. Natürlich muss sich das Verhalten auch lohnen. Denn seinem natürlichen Impuls zu widerstehen verlangt einiges an Selbstbeherrschung und Impulskontrolle ab. Hunde lernen kontextbezogen. Somit sollte das Training möglichst an vielen unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Tieren gemacht werden, damit das gewünschte Verhalten generalisiert werden kann. Viele kennen die Tatsache, dass die eigenen Haustiere nicht gejagt werden, aber draussen trotzdem jede Katze ein potenzieller Endgegner darstellt.
Management
Jagen ist eine sehr selbstbelohnende Tätigkeit. Es schüttet Botenstoffe aus, die den Hund hochpushen und in eine erhöhte Erregungslage bringen. Das Verlangen wird dadurch einerseits gestillt, andererseits verlangt so das Gehirn immer wieder nach dieser Bestätigung.
Um Rückschritte im Training zu vermeiden, braucht man manchmal auch einfach Management. Ist man gerade nicht in der Lage mit dem Hund zu trainieren, sollte man dafür verhindern, dass der Hund ein jagdliches Erfolgserlebnis hat. Denn jedes unkontrollierte Erfolgserlebnis bedeutet einen Rückschritt im Jagdkontrolltraining. Da muss man unbedingt ehrlich zu sich selbst sein und die Situation realistisch einschätzen. Ist man zum Beispiel mit mehreren Hunden unterwegs, kann man alle gleich kontrollieren? Sind weitere Personen auf dem Spaziergang dabei, mit denen man sich unterhält, lenkt das ab. In solchen Situationen gehört der Hund an die Leine. So ist er abgesichert und kann nicht in einem unaufmerksamen Moment auf die Jagd gehen. Zeigt meine Hündin zum Beispiel vermehrt Wild an, belohne ich einerseits das Anzeigen, nehme sie aber zur Sicherheit an die Leine. Denn ich weiss, dass ich auf einem langen Spaziergang nicht immer genügend aufmerksam sein kann.
Management ersetzt kein Training, ist aber in bestimmten Situationen hilfreich und ist dem Trainingszustand somit zuträglich.
Ausgleich
Es hält sich hartnäckig der Mythos, dass wenn man dem Hund jagdliche Aufgaben gibt, das sein Jagdverhalten verstärkt. Das stimmt aber nicht. Einem jagdlich ambitionierten Hund «das Jagen» gänzlich zu verbieten, wäre gegen seine Natur. Man kann aber kontrollieren, was er «jagt». Hierfür gibt es viele verschiedene Alternativen. Mantrailing, Dummy-Sport, Fährtenarbeit oder allgemein Suchspiele können einzelne Jagdsequenzen nachbilden.
Einige Ideen findet ihr in unseren Blog-Beiträgen «Spaziergang spannend gestalten», «Die Hundenase» und «Schlechtwetter-Beschäftigung». Gemeinsames Arbeiten fördert die Beziehung.
Um den Hund von Anfang an richtig zu lenken, lohnt es sich, bei erfahrenen Personen ein Jagdkontroll-Training zu machen. So bekommt man nützliche Tipps mit, wie jagdlich ambitionierte Hund auch draussen tolle, zuverlässige Begleiter werden.