5.8.21
Tierarztbesuch
Wer geht denn schon gerne zum Arzt? Kaum jemand! Genau so geht es unseren Hunden. Man geht schliesslich nicht einfach so zum Tierarzt, sondern nur, wenn es erforderlich ist. Und dann passiert in der Regel nichts Gutes aus Sicht des Hundes. Man den Tierarztbesuch aber trainieren, damit keine traumatisierende Erfahrung daraus werden muss. Wie, das erfährst du in diesem Blog.
Vorbereitung
Irgendwann muss jeder Hund mal zum Tierarzt sei es wegen einer Impfung, einer Verletzung oder einer Erkrankung. Deswegen empfiehlt es sich, so früh wie möglich den Besuch beim Tierarzt vor Ort zu üben und Teile der Untersuchung zu Hause nachzuahmen und zu trainieren.
Medical Training: Im Medical Training wird geübt still zu halten auf Kommando. Dazu kommt, dass man den Hund überall langsam anfassen kann, ohne, dass der Hund das als unangenehm empfindet. Ausserdem darf der Hund anzeigen, wenn ihm etwas zu viel wird.
Entspannung: Mit der Technik der konditionierten Entspannung kann man den Hund auch in angespannten Situationen dazu bringen, sich zu entspannen.
Boxengewöhnung: Muss der Hund mal in der Klinik bleiben, hilft es ihm, wenn er sich bereits daran gewöhnt ist, in einer Box zu ruhen.
Maulkorbtraining: Manchmal erfordern Untersuchungen oder Behandlungen einen Maulkorb, um die beteiligten Menschen vor Bissen zu schützen. Da lohnt es sich, wenn der Hund durch einen Maulkorb gesichert ist und diesen ihn nicht noch zusätzlich irritiert. Es empfiehlt sich, den Maulkorb, wenn möglich, nicht erst in der eigentlichen Situation anzuziehen. Sondern bereits vorher aufzusetzen.
Trichtertraining: Manchmal muss der Hund nach einer Behandlung eine Halskrause oder einen Trichter tragen, damit er nicht an die Wunde kommt. Wenn er das Tragen eines solchen Hilfsmittels bereits kennt, ist es keine zusätzliche Belastung für ihn.
Besuch vor Ort: Wenn immer möglich kann man den Tierarzt bereits besuchen, bevor man einen eigentlichen Termin vereinbaren muss. So kann man den Ort und das Personal positiv verknüpfen und dem Hund Ruhe beibringen. Die Mitarbeiter können den Hund mit Leckerli belohnen oder streicheln. Oft darf man auch das Wiegen üben. Wichtig ist, dass der Hund keine negativen Erfahrungen macht.
Fokusübung: Je weniger sich der Hund von Aussenreizen ablenken lässt, desto weniger verfällt er dem Stress, auch wenn viel los ist. Hier eignen sich Impulskontroll-/ Frustrationstraining und Fokusübungen.
Energieabbau: Mit einem gemütlichen Spaziergang oder mit ruhigen Übungen vor dem Tierarztbesuch kann man den Hund etwas Energie abbauen lassen. Es sollte den Hund aber nicht so fordern, dass er anschliessend keine Energie mehr hat, eine stressige Situation auszuhalten. Denn Impulskontrolle fordert auch Energie.
Wartezimmer
Ist es dann so weit, und der Hund muss zum Tierarzt, ist man als Besitzer meistens selbst nervös. Das hilft aber dem Hund nicht, im Gegenteil. Die Anspannung überträgt sich auf den Hund. Man sollte selbst Ruhe bewahren, so gut es geht.
Im Wartezimmer ist meistens viel los. Andere Tiere und Artgenossen, welche selbst in einem sehr gestressten Zustand sind, färben leicht auf den eigenen Hund ab. Kontakt zu anderen sollte auf jeden Fall vermieden werden. Andere Hunde können sehr gereizt sein oder auch ansteckende Krankheiten haben. Obwohl der Platz oft sehr begrenzt ist, sollte jedem Tier möglichst seinen Platz zugestanden werden. Erträgt es der eigene Hund nicht, im Wartzimmer auszuharren, kann er auch draussen oder im Auto warten, um zusätzlichen Stress zu vermeiden.
Ist der Hund noch empfänglich, kann man ihn mit Leckerli für ruhiges Verhalten belohnen.
Es sollten aber keine Kommandos erzwungen werden. Denn je nach Gemütszustand kann der Hund gar nicht richtig reagieren.
Behandlungszimmer
Wir man dann aufgerufen, kann es dem Hund helfen, wenn er das Behandlungszimmer etwas auskundschaften und abschnuppern darf. Auch den Tierarzt und die Mitarbeiter begrüssen kann für gewisse Hunde beruhigend sein. Stressvermeidend kann auch sein, wenn der Besitzer, wenn möglich, den Hund auf den Behandlungstisch hebt und während der Behandlung festhält oder sicher in der Nähe bleibt. Der Besitzer kann dem Tierarzt bei der Untersuchung helfen, wenn er zum Beispiel das Maul öffnet. Als Belohnung oder Ablenkung eignen sich vor allem Schlecktuben. Das Lecken beruhigt den Hund zusätzlich.
Für mich war es immer wichtig, dass ich bei einer Narkose dabei bin, bis der Hund schläft und auch wieder da bin, wenn der Hund aufwacht. Je nach Tierarzt ist das möglich.
Wichtig ist, dass der Hund den Tierarztbesuch, wenn immer möglich mit einem positiven Erlebnis abschliesst. Damit wieder Frieden geschlossen werden kann und er das nächste Mal auch wieder gerne in die Praxis kommt.
Nach dem Tierarztbesuch sollte man dem Hund Ruhe gönnen. Es kann für den Hund auch eine stressige Erfahrung sein, wenn er sich noch so gut benimmt.
Generell gibt es auch Tierärzte, die nach Hause kommen. Dies erspart dem Hund den ganzen Stress in der Praxis. Leider kommt das nicht so oft vor, weil es natürlich sehr zeitaufwändig ist. Hat ein Hund Mühe beim Tierarzt, sollte man ihn nicht ignorieren, wenn er Hilfe sucht beim Besitzer. Schutz suchen in einer ungewohnten oder unangenehmen Situation ist natürlich.
Es ist natürlich klar, dass in Notfallsituationen nicht immer alles glatt laufen kann. Und selbstverständlich macht man sich Sorgen oder hat Angst um den Hund, wenn es ihm nicht gut geht. Dem Hund zuliebe sollte man aber immer so gut es geht Ruhe bewahren. Das Training im Vorfeld bezahlt sich aber in jedem Fall aus.